Schulterluxation – Dr. med. Rainer Nietschke im Interview mit Fupa.net

David Dittrich vom TSV Reichenbach erlitt Schulterluxation +++ Dr. med. Rainer Nietschke über die Verletzung im Interview

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Es war Anfang September dieses Jahres, als sich David Dittrich im Training die linke Schulter auskugelte. Am Torwart in Diensten des TSV Reichenbach wurde ein Flankenball aus kurzer Distanz vorbeigespitzelt. „Den Ball wollte ich noch retten und habe nach hinten gegriffen. Das war eine Bewegung, die man als Torwart regelmäßig macht. Aber schon bei der Landung habe ich wahnsinnige Schmerzen in der Schulter gespürt und bin liegengeblieben. Dann wurde ich mit dem Krankenwagen ins Krankenhaus gebracht“, berichtet der 23-Jährige.

„Ich wurde vier Wochen lang geschient, um die Schulter in Außenrotation zu fixieren und habe ein MRT machen lassen. Dabei wurde festgestellt, dass das Labrum abgerissen ist. Da das Risiko, dass es erneut passiert zu hoch ist, werde ich mich operieren lassen, um das Labrum wieder zu fixieren“, so Dittrich weiter.

FuPa hat Dr. med. Rainer Nietschke, Facharzt für Orthopädie & Unfallchirurgie der ARCUS Kliniken Pforzheim, zu dieser Verletzung befragt.

Dr. med. Rainer Nietschke

Dr. med. Rainer Nietschke

FuPa: Häufig verletzen sich Fußballer und insbesondere Tormänner an der Schulter. Wie kommt es zu dieser Verletzungsart?

Dr. med. Rainer Nietschke: „In 95 Prozent der Fälle kommt es bei Verrenkungen des Schultergelenkes zu einer vorderen Luxation, die zu einer solchen Verletzung der Schulter führt. Insbesondere männliche Sportler zwischen 20 und 40 Jahren sind am häufigsten von den Folgen eines solchen Sportunfalls betroffen. Häufig werden bei der vorderen Schulterluxation eine Verletzung der vorderen Gelenklippe (Labrum) und eine knöcherne Eindellung (Hill-Sachs Delle) im hinteren Anteil des Oberarmkopfes beobachtet. Auch weitere Verletzungen wie Knochenbrüche am Pfannenrand oder Oberarmkopf, Verletzungen der Rotatorenmanschette und Nervenschädigungen sind im Rahmen der Luxationen möglich und sollten sorgfältigst durch eine ärztliche Untersuchung und eine Schnittbilddiagnostik (MRT) geprüft bzw. ausgeschlossen werden.“

FuPa: Wie sehen die Behandlungsmethoden aus? Kann eine Operation vermieden werden?

Dr. med. Rainer Nietschke: „Therapeutisch besteht die Möglichkeit sowohl eines konservativen als auch operativen Vorgehens. Je jünger der Patient und je intensiver der Belastungsanspruch an die verletzte Schulter ist, desto höher ist das Risiko einer erneuten Schulterluxation, welches in der Altersgrenze bis 30 Jahre 80 – 90 Prozent betragen kann! Abhängig von Alter und Aktivitätsgrad wird entsprechend das weitere therapeutische Vorgehen individuell angepasst. Bei jungen Sportlern mit einem sehr hohen Leistungsanspruch an die Schulter sowie einem nachgewiesenen Gelenkschaden (z.B. Labrumläsion) ist die Indikation zur Operation gegeben. In vielen Fällen lässt sich deshalb eine Schulterstabilisierung in Form einer arthroskopischen OP-Technik relativ einfach umsetzen. Hierbei wird der abgerissene Labrumkomplex inklusive Kapselanteilen gerafft und an den Pfannenrand mit Ankern refixiert.“

FuPa: Mit welcher Rehabilitationszeit muss der Sportler rechnen, ehe er wieder am Wettkampf teilnehmen kann?

Dr. med. Rainer Nietschke: „Nach der Operation schließt sich ein 6-wöchiges Nachbehandlungsschema mittels Schulterschlinge an, wobei die Beweglichkeiten recht früh beübt werden. Die Belastung der Schulter sollte für 3 Monate reduziert bleiben. Der Wiedereinstieg in Risiko- oder Kontaktsportarten sollte nicht vor dem 4. bis 6. Monat erfolgen.“

Bis sich seine berufliche Zukunft geklärt hat, wartet David Dittrich noch mit der Operation. „Durch die Schiene ist man doch sehr eingeschränkt. Es war schwierig, weil ich weder arbeiten, noch Sport treiben konnte. Auch das Kleidung anziehen und Duschen fällt schwer. Seit ein paar Wochen bin ich aber wieder im Training, allerdings als Feldspieler in der 2. Mannschaft des TSV Reichenbach.  Mittlerweile habe ich sogar schon vier Spiele als Innenverteidiger absolviert. Nach der OP möchte ich wieder ins Tor zurückkehren“, fiebert Dittrich seinem Comeback entgegen.

Quelle: www.fupa.net, 18.12.2017

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