Freie Gelenkkörper Hüfte

Welche Symptome äußern sich bei freien Gelenkkörpern ?

Patienten mit freien Gelenkkörpern klagen häufig über belastungsabhängige Schmerzen, die nicht selten als einschießend beschrieben werden. 

Es werden Blockierungen und 'Giving-way'-Episoden (wegknicken,weggleiten) angegeben. Bei der synovialen Chondromatose wird oft nur ein dumpfer Schmerz aufgrund des erhöhten Druckes durch den Gelenkerguss geäußert.

Die Schmerzlokalisation ist meistens in der Leistenregion oder auf den seitlichen Aspekt der Hüfte begrenzt. Gesäßschmerzen werden seltener angegeben. Die Patienten klagen häufig über eine endgradige Bewegungseinschränkung.

Wie kommt es zu freien Gelenkkörpern in der Hüfte ?

Als häufigste Ursache freier Gelenkkörper gilt die traumatische Verletzung der Hüfte, gefolgt von der Hüftarthrose (Coxarthrose) und der synovialen Chondromatose (Erkrankung der Gelenkschleimhaut). Seltener finden sich freie Gelenkkörper bei der Osteochondrosis dissecans des Hüftkopfes, dem Morbus Perthes, der Hüftkopfnekrose und als Fremdkörper (Drainagenreste, abgebrochene Instrumententeile, Nadeln oder Kugeln nach Schussverletzungen).

Häufigkeit

Die Häufigkeit von Hüft- und Beckenverletzungen im Sport wird mit ca. 5% - 24% angegeben. Hierbei handelt es sich entweder um eine Luxation oder ein direktes Anprall- oder Verdrehtrauma der Hüfte. Bei der Luxation kommt es in der Regel zur Ruptur des zentralen Hüftkopfbandes (Lig. capitis femoris), welches mit einem knöchernen Fragment ausreißen kann. Weiterhin finden sich Kantenabbrüche des Pfannenrandes und Frakturen des Femurkopfes. Beim direkten Anpralltrauma kann ein Fragment vom Hüftkopf abgesprengt werden.

Entstehung

Die Entstehung von freien Gelenkkörpern im Rahmen der Coxarthrose kann durch Verknöcherung von Abriebmaterial erklärt werden. Andere Gründe stellen das Ablösen von Knorpelanteilen, die Abscherung von degenerativ veränderten Labrumanteilen (Gelenklippe) oder der Abbruch eines Osteophyten dar.

Es konnte an einem Tiermodell gezeigt werden, dass Knorpelabriebmaterial zur sukzessiven Zerstörung des Gelenkes führt. Solide Gelenkkörper sollten daher entfernt werden.

Die synoviale Chondromatose ist eine Erkrankung der Gelenkschleimhaut. Histologisch liegt eine Entartung der Schleimhaut vor; das Hüftgelenk ist nach dem Knie- und Schultergelenk die dritthäufigste Lokalisation im menschlichen Körper. Im Verlauf kommt es zur Bildung von multiplen Gelenkkörpern, die gestielt oder als freie Knorpelfragmente vorkommen können. Die Gelenkschleimhaut ist verdickt und es besteht häufig ein deutlicher Gelenkerguss. 

Diagnostische Möglichkeiten bei Verdacht auf freie Gelenkkörper

Körperliche Untersuchung

Auch bei bereits radiologischem Verdacht auf freie Gelenkkörper muss eine differenzierte Untersuchung der Hüfte und Leistenregion erfolgen. Nicht selten weisen besondere klinische Zeichen auf andere, ursächliche Hüfterkrankungen hin. Es existiert kein spezifischer Untersuchungstest für freie Gelenkkörper, häufig treten Schmerzen bei endgradiger Flexion und Rotation auf. 

Röntgenuntersuchung 

Die konventionelle Röntgendiagnostik dient nicht nur der Darstellung von verknöcherten Körpern oder röntgendichten Fremdkörpern. Sie hat entscheidende Bedeutung zur Beurteilung einer möglichen zugrundeliegenden Gelenkpathologie oder Sekundärschäden. Es sollte grundsätzlich eine korrekt zentrierte Beckenaufnahme und eine seitliche Projektion des Hüftgelenkes angefertigt werden. Typischerweise finden sich die Gelenkkörper in der zentralen Pfannengrube oder im peripheren Gelenkbereich, hier häufig medial des Schenkelhalses. 

Kernspintomographie (MRT)

Zur Diagnostik von freien Gelenkkörpern, insbesondere derer, die nicht röntgendicht sind, empfiehlt sich die Durchführung einer Kernspintomographie (MRT). Sie ist jedoch nicht ganz unproblematisch, da kleinere Gelenkkörper insbesondere auch bei fehlendem Gelenkerguss in der konventionellen MRT-Aufnahme häufig nicht dargestellt werden. Empfehlenswert ist eine hochauflösende Technik. Bevorzugt sollte diese mit intrartikulärer Gelenkkontrastierung (MR Arthrographie, MRA) kombiniert werden, um eine erhöhte Aussagekraft zu erreichen. 

Computertomographie (CT)

Als komplettierende differenzialdiagnostische Darstellung röntgendichter freier Gelenkkörper kann die Computertomographie (CT) zusätzliche Informationen liefern. Vorteilhaft ist insbesondere die Arthro-CT, durch die Kontrastierung lassen sich auch nicht-röntgendichte Gelenkkörper identifizieren. Die CT bietet häufig bei Zustand nach Fraktur im Hüftgelenksbereich Vorteile, da sie eine präzise Beurteilung der Gelenkfläche ermöglicht. 

Diagnostische Arthroskopie 

Bei dem anamnestisch und klinisch begründeten Verdacht auf Gelenkkörper trotz fehlender radiologischer Darstellung besteht durchaus die Indikation zu einer diagnostischen Arthroskopie. Voraussetzungen sind jedoch eine sorgfältige Anamneseerhebung, detaillierte körperliche Untersuchung, eine adäquate radiologische Diagnostik einschließlich Röntgenaufnahmen in 2 Ebenen, MRT/MRA-Aufnahmen sowie ein positiver Lokalanästhetikum-Test. In der Regel wird zudem eine erfolglose, mindestens dreimonatige Therapie mit oraler Antiphlogistikagabe und krankengymnastisch-physikalischer Behandlung vorausgesetzt. 

Wie können freie Gelenkkörper behandelt werden ?

Die Entscheidung, ob man freie Gelenkkörper offen oder arthroskopisch entfernt, hängt von der Anzahl, der Größe, der Lage und der Begleiterkrankung ab. Grundsätzlich ziehen wir die arthroskopische der offenen Operation vor. Bei multiplen und großen Gelenkkörpern kann eine offene Operation aber einfacher und schneller sein, da große Körper arthroskopisch nicht in toto entfernt werden können. Auch bei großen Chondrommassen, z.B. bei einem Rezidiv einer synovialen Chondromatose, ist aus unserer Sicht ein offenes Vorgehen einfacher und schneller. 

Therapie-Ergebnisse 

Die Entfernung freier Gelenkkörper an der Hüfte ist eine etablierte, aber eher seltene Indikation. In der Literatur findet man meistens nur kleinere Fallzahlen, die im Rahmen von Übersichtsarbeiten oder Fallserien aufgearbeitet wurden. Die Häufigkeit freier Körper wird zwischen 1 %-25 % angegeben. Im eigenen Krankengut bei 200 konsekutiven Hüftarthroskopien liegt die Häufigkeit bei 5,5 %. Die kurz- und mittelfristigen Ergebnisse nach arthroskopischer Körperentfernung sind gut. Häufig sind die Patienten postoperativ beschwerdefrei sind und kehren sehr schnell zu ihren vormaligen Aktivitäten zurück. Es wird jedoch betont, dass das langfristige Ergebnis vom Schädigungsgrad des Hüftgelenkes zum Zeitpunkt der Operation abhängt. Solide freie Gelenkkörper sollten frühzeitig entfernt werden, um eine Schädigung des Gelenkknorpels zu vermeiden. 

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