Knieendoprothese (Knie-TEP) bei Kniearthrose - Behandlungsstufe 3

 

Knieendoprothese (Knie-TEP) bei fortgeschrittener und großflächiger Arthrose

Die gelenkersetzende Therapie der Kniearthrose mittels einer Knieprothese (Knie-TEP) kommt in den meisten Fällen erst bei fortgeschrittener oder großflächiger Kniearthrose (Gonarthrose) zum Einsatz. Es kann verschiedene Gründe geben, bei denen eine gelenkerhaltende Behandlung nicht mehr empfehlenswert ist. Beispielsweise können eine Gelenkzerstörung oder altersbedingte Gründen gegen eine gelenkerhaltende Behandlung sprechen oder es können Kontraindikationen für einen Teilgelenkersatz bestehen (z.B. ein fehlendes vorderes Kreuzband, schmerzhafte Knorpelschäden in mehreren Teilen des Kniegelenkes, schwere Fehlstellungen oder hochgradige Bewegungseinschränkungen). Auch wenn die bisherigen konservativen (Physiotherapie, Schmerzmedikamente, gelenkschonende Sportarten wie Fahrradfahren und Schwimmen, Muskelaufbautraining und Entlastung mittels Orthesen oder Schuheinlagen, etc.) und operativen Maßnahmen ausgereizt sind, erfolgt das Einsetzen einer Knieprothese (Knie-TEP).

Entscheidend für die Indikation zum endoprothetischen Kniegelenkersatz ist nicht ausschließlich der bildgebende Befund (Röntgenbild oder Magnetresonanztomographie), also der Grad der Arthrose oder des Knorpelverschleißes. Im Mittelpunkt steht vor allem auch der individuelle Leidensdruck des Patienten.  
Daher ist es besonders wichtig, dass Patient und Arzt gemeinsam den optimalen Zeitpunkt für einen endoprothetischen Ersatz mittels einer Knieprothese (Knie-TEP) bestimmen. Dieses Vorgehen nennt man „Shared decision making“ (gemeinsame Entscheidungsfindung).  Die seelische und körperliche Belastung, die durch Schmerzen und Bewegungseinschränkungen durch die Arthrose entsteht, ist bei jedem Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Erfolgt die Operation zu früh, bei noch geringem Leidensdruck, kann es sein, dass der Patient möglicherweise nicht so wie gewünscht von einer Knie-TEP profitiert. Bei sehr weit fortgeschrittenem Gelenkverschleiß mit starken Bewegungseinschränkungen und Fehlstellungen kann dagegen die operative Behandlung in bestimmten Fällen deutlich aufwendiger sein und nicht mehr minimalinvasiv erfolgen. Es ist daher entscheidend, sowohl die medizinische Einschätzung zur Notwendigkeit einer Knieprothese als auch das subjektive Empfinden des Patienten gemeinsam zu berücksichtigen, um eine fundierte und individuell passende Entscheidung für oder gegen eine Knieprothese (Knie-TEP) zu treffen.  

Ziel der Operation ist ein schmerzfreies, stabiles und gut bewegliches Kniegelenk, wobei eine gerade Beinachse angestrebt wird. Die in den letzten Jahrzehnten ständig verbesserten Operationstechniken und Implantate machen den Einsatz einer Knieprothese (Knie-TEP) zu einer der häufigsten und erfolgreichsten Routineoperationen (deutschlandweit ca. 150.000/Jahr) in der orthopädischen Chirurgie.

Welche Knieprothesen gibt es?

Ungekoppelte bikondyläre Prothesen kommen in der überwiegenden Mehrzahl der Eingriffe zur Anwendung und ersetzen die Gelenkoberflächen des inneren und äußeren Gelenkanteils unter weitgehendem Erhalt der körpereigenen Bandstrukturen. Ober- und Unterschenkelanteil sind nicht mechanisch miteinander verbunden.

Sind die Bandstrukturen geschädigt, kann durch eine zapfenartige Verbindung beider Komponenten eine Stabilisierung des Gelenkes auch bei fehlenden Bändern erreicht werden (teilgekoppelte Knieendoprothese).

Die früher vielfach gebräuchlichen achsgekoppelten Knieendoprothesen verzichten, unter Resektion großer knöcherner Anteile, gänzlich auf den Erhalt der patienteneigenen Bandstrukturen. Diese Prothesen kommen heute in unserem Haus nur in Ausnahmefällen zur Anwendung, so beispielsweise bei hochgradigen Fehlstellungen mit Insuffizienz der körpereigenen Bänder oder bei Wechseloperationen.

Die einzelnen Prothesentypen gibt es in verschiedenen Größen; mit Hilfe der präoperativen Planungsskizze werden Modellgröße und Fixation der Prothese bestimmt, wobei hier individuelle Bedürfnisse berücksichtigt werden (Alter, Geschlecht, Knochenform, Körpergewicht, etc.). Anhand der Planung werden auch die Achsen des Beines vermessen und die Prothese in ihrer Ausrichtung geplant. In unserer Klinik kommen ausschließlich bewährte Implantatmodelle mit durch klinische Studien belegter hervorragender Langzeithaltbarkeit zum Einsatz.

Fixationstechniken bei Knie-TEP (Knietotalendoprothesen)

Bei der Implantation unterscheidet man verschiedene Fixationstechniken: Die zementierte Knie-TEP ist weltweit der Goldstandard mit gut dokumentierter Langzeithaltbarkeit. Hierbei werden die Implantate mit antibiotikahaltigem Zement im Knochen fixiert. In seltenen Fällen kann auch eine zementfreie „press-fit“ Verankerung durchgeführt werden. Abhängig von der Fixation bestehen die Komponenten entweder aus Oxiniumkeramik, Titan oder einer Chrom-Kobalt-Legierung. Als Gleitpartner zwischen den ersetzten Oberflächen wird ein hochabriebsfester Polyethylen-Einsatz (Inlay) eingebracht.

Nachbehandlung bei einer Knieprothese

Gelenkersatzoperationen werden ausschließlich unter stationären Bedingungen durchgeführt. Zur Gewährleistung eines optimalen Operationserfolges erfolgt eine frühzeitige postoperative Mobilisation mit Hilfe der Krankengymnastik, wobei in der Regel eine sofortige Belastung des operierten Beines erlaubt wird. Zum Schutz des Weichteilgewebes sollten für 4-6 Wochen Unterarmgehstützen verwendet werden.

F
ür den überwiegenden Teil der Patienten schließt sich nach einem Klinikaufenthalt von ca. 5 Tagen ein 3-wöchiger ambulanter oder stationärer Rehabilitationsaufenthalt an. Im Rahmen regelmäßiger, engmaschiger ambulanter Kontrolluntersuchungen werden die Fortschritte der Patienten dokumentiert und ggf. eine ambulante Fortsetzung der mobilisierenden Therapie verordnet. 

Kann ich mit einer Knieprothese Sport machen?

Verbunden mit einer schweren Kniegelenksarthrose ist eine deutliche Einschränkung sportlicher Aktivitäten. Die durch den Einsatz einer Knie-TEP erzielte Beschwerdefreiheit lässt den Wunsch nach teilweiser Rückkehr zum Sport aufkommen. International besteht Einigkeit, dass zumindest so genannte „low-impact“ Sportarten, wie z.B. Fahrradfahren, Wandern, Schwimmen, Segeln, Tauchen, Golf und Kegeln empfohlen werden können. Low-Impact bedeutet, dass die Belastung gelenkschonend ist und somit das Risiko für Komplikationen minimiert wird. Mit einer Knieprothese (Knie-TEP) gelten Sportarten wie Tennis, Basketball und Skilaufen nur als bedingt möglich. Vermieden werden sollten in der Regel Kontaktsportarten (sog. High-impact Sportarten wie Fußball, Handball, etc). Hier ist die Belastung auf die Gelenke sehr hoch. Die Empfehlung zu einer bestimmten Sportart ist auch abhängig von dem Leistungsstand des Patienten. Als Faustregel gilt, dass vor der Operation beherrschte Sportarten auch nach dem Einsatz einer Knieprothese (Knie-TEP) wieder durchgeführt werden dürfen.