Schulterluxation (Auskugelung)

Was ist eine Schulterluxation ?

Eine Schulterluxation bezeichnet die vollständige Auskugelung des Oberarmkopfes (Humeruskopf) aus der Gelenkpfanne, somit eine Ausrenkung des Schultergelenkes. Dies wiederum kann zu einer akuten oder auch chronischen Instabilität des Schultergelenkes führen. In vielen Fällen kommt es durch einen Sturz auf den abgespreizten Arm oder einem Zusammenstoß beim Sport zu einer Schulterluxation. Durch die äußere Gewalteinwirkung weichen die Gelenkflächen des Oberarmkopfes und der Schultergelenkspfanne auseinander, wobei auch umliegende Strukturen Verletzungen erleiden können.

Anatomie des Schultergelenkes

Das Schultergelenk besteht aus dem halbkugelförmigen Oberarmkopf, welcher bei der natürlichen Bewegung in der Gelenkpfanne gleitet. Der Oberarmkopf ist im Vergleich zur Gelenkpfanne deutlich größer, ähnlich einem Golfball auf einem Abschlag-Tee. Dieses scheinbare Ungleichgewicht ermöglicht eine besonders ausgeprägte Beweglichkeit, jedoch erfordert diese Mobilität auch eine besonders ausgeprägte Stabilisierung. Diese erfolgt einerseits durch die Gelenkkapsel, sowie die Sehnen und Muskeln der sogenannten Rotatorenmanschette. Zusätzlich umgibt eine bindegewebige Gelenklippe, das Labrum, die Gelenkpfanne wie ein Ring und vergrößert die Auflagefläche. Reichen bei einer Krafteinwirkung diese Stabilisierungsmechanismen nicht mehr, kugelt das Schultergelenk aus. Der Größenunterschied der Gelenkpartner ist der Grund, warum das Schultergelenk häufiger als andere Gelenke von einer Luxation betroffen ist.

Zu welchen Begleitverletzungen kann es bei einer Schulterluxation kommen ?

Häufig zieht eine Schulterluxation Begleitverletzungen der Weichteile mit sich. Es kann zu einer exzessiven Dehnung der Gelenkkapsel sowie ihrer Bänder kommen. Im Extremfall kann es zu einem Riss des Kapselbandapparates kommen. Des Weiteren kann das Labrum (Gelenklippe) vom knöchernen Pfannenrand abreißen. Es kommt zu einer sogenannten Bankart-Läsion. Auch Knochen- und Knorpeldefekte der Oberarmkopfrückseite sind möglich (z.B. Impressionsfraktur, „Hill-Sachs-Läsion“). Ebenfalls kann der stabilisierende Sehnenapparat, die sogenannte Rotatorenmanschette, einreißen. Diese Begleitverletzung können Schäden hinterlassen, welche zu einer erneut auftretenden Schulterluxation führen können bei unvollständiger Ausheilung. 

Symptome einer Schulterluxation

Zu einer Schulterluxation kommt es meist durch eine Gewalteinwirkung bei einer kombinierten Bewegung des Armes mit Abspreizen und gleichzeitigem Aussendrehen. Zu dieser Bewegung kommt es z. B. beim Gegnerkontakt mit dem Wurfarm beim Handball oder beim Abfangen des Körpergewichts bei einem Sturz. Meistens kugelt das Schultergelenk nach vorne unten aus. Eine Schulterluxation ist ausgesprochen schmerzhaft. Der betroffene Arm wird mit der Gegenhand am Körper fixiert, eine Bewegung des Schultergelenks ist nicht mehr möglich. Bereits bei der Betrachtung der Schulter fällt die veränderte Schulterkontur durch den in der Regel nach vorne stehenden Oberarmkopf auf. Hinten ist die leere Gelenkpfanne zu tasten. Oftmals springt der Oberarmkopf nicht mehr von selbst zurück in die Pfanne, so dass das Gelenk (meist in einer kurzen Narkose) vom Arzt wieder eingerenkt werden muss. Bereits einige Wochen nach einer Schulterluxation bestehen – wenn es nicht zu Begleitverletzungen wie Knochenbrüchen oder Sehnenrissen gekommen ist – meist keine Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen mehr. Teilweise werden jedoch bestimmte Bewegungen vermieden. Kommt es zu Verletzungen der stabilisierenden Strukturen in der Schulter, kann ein erneutes Auskugeln zukünftig leichter vonstattengehen, oft ohne große Gewalteinwirkung als Zeichen einer bleibenden Instabilität des Gelenks. Besonders bei jungen und sportlich aktiven Patienten besteht hierfür ein hohes Risiko.

Ursachen einer Schulterluxation

Die Ursachen einer Schulterluxation können unterteilt werden in unfallbedingte (z.B. durch einen Fall) und nicht unfallbedingte Luxationen. Nicht unfallbedingte Schulterluxationen können anlagebedingt sein (z.B. zu große Kapsel, schlaffer Bandapparat). Wesentlich häufiger führen jedoch Unfälle und ungewollte Krafteinwirkungen zu Schulterluxationen und haben entsprechende Begleitverletzungen zur Folge (Abriss des Labrums, der Kapsel, der Sehnen oder auch Abbruch eines knöchernen Teiles der Gelenkpfanne und des Oberarmkopfs). Dadurch kann die Stabilität des Schultergelenkes derart beeinträchtigt sein, dass wiederholte Schulterluxationen auftreten oder, dass eine schmerzhafte Bewegungseinschränkung verbleibt. 

Diagnostik – Wie wird eine Schulterluxation diagnostiziert ?

Die Untersuchung und Befragung des Patienten ergeben bereits in den meisten Fällen den entscheidenden Hinweis, ob das Schultergelenk instabil und durch weitere Luxationen gefährdet ist. Knöcherne Verletzungen müssen durch entsprechende Röntgenbilder ausgeschlossen werden. Beim jüngeren Patienten bis zum 30.- 40. Lebensjahr tritt besonders häufig ein Abriss des Labrums auf. Dies kann durch eine kernspintomographische Untersuchung (MRT) nachgewiesen werden. Bei über 40-jährigen Patienten treten bevorzugt Verletzungen der das Schultergelenk umgebenden Sehnen auf, die durch die Sonographie (Ultraschall) oder ebenfalls durch die Kernspintomographie nachgewiesen werden können.

Therapie einer ausgekugelten Schulter

Bei einer akuten Schulterluxation ist eine sofortige Reposition (Wiedereinrenkung) notwendig. Vorab wird mittels Röntgen eine Fraktur und weitere Begleitverletzungen ausgeschlossen. Im Anschluss wird die Schulter mit Hilfe einer Armschlinge oder speziellen Orthese kurzfristig ruhiggestellt.
Anlagebedingte Schulterluxationen werden zunächst durch ein Aufbautraining der Schultergelenk-stabilisierenden Muskulatur behandelt. Sofern nach mindestens einjährigem konsequentem Muskeltraining weiterhin eine Luxationsneigung besteht, ist gegebenenfalls die operative Therapie erforderlich. 
Bei Schulterluxationen, die nach Verletzungen des Schultergelenkes auftreten, wird beim jungen, sportlich und beruflich aktiven Patienten in den meisten Fällen nach entsprechender Diagnostik mit Nachweis eines Abrisses des Labrums oder knöcherner Verletzung die operative Therapie bevorzugt. Beim älteren Patienten kann häufig zunächst abgewartet und versucht werden, das Gelenk durch vorübergehende Ruhigstellung und anschließendes Muskeltraining zu stabilisieren. Wichtig hierfür ist ein Ausschluss von Verletzungen der Sehnen. Grundsätzlich muss die Therapieplanung für jeden Patienten individuell erfolgen. Bei anhaltenden instabilitätsbedingten Beschwerden oder wiederholten Auskugelungen ist eine operative Therapie der Schulterluxation angezeigt. Die Heilungsdauer bei einer Schulterluxation ist abhängig von vielen Faktoren, wie beispielsweise dem Alter der erkrankten Person, das Ausmaß der Begleitverletzungen sowie der Art der Therapie (konservativ oder operativ).

Welche vorbeugenden Maßnahmen zur Verhinderung einer erneuten Schulterluxation gibt es?

Der Aufbau der Schultermuskulatur ist das wirkungsvollste Mittel um einer erneuten Luxation der Schulter entgegenzuwirken. Durch die Stärkung der Muskulatur kann das Gelenk besser gestützt und stabilisiert werden. Nach einer erstmaligen Schulterluxation ist es empfehlenswert, schulterbelastende oder risikoreiche Tätigkeiten (z.B. Wurfsportarten, Kontaktsportarten, kontinuierliche berufsbedingte Belastung) zunächst zu minimieren. Jedoch ist im Falle von Begleitverletzungen die Rezidivwahrscheinlichkeit insbesondere beim jungen und sportlich aktiven Patienten ohne eine operative Behandlung der betroffenen Strukturen hoch. Die Entscheidung über die Behandlungsstrategie, die Nachbehandlung und weitergehende vorbeugende Maßnahmen zur Verhinderung einer erneuten Schulterluxation muss daher von einem erfahrenen Orthopäden getroffen werden.  

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