Laufsymposium im PZ-Forum: Kampf dem inneren Schweinehund

Es war nur eine Armbewegung von Christine Schleifer. Doch sie reichte aus, um die 150 Besucher des Laufsymposiums im Forum der „Pforzheimer Zeitung“ zu beruhigen: Auch, wenn die 29-Jährige aus Mühlacker anders als die meisten Zuhörer für zehn Kilometer nur 34 Minuten braucht, hatte sie doch eines mit dem Gros der Gäste gemein:

Auf die Frage, wer schon einmal mit dem inneren Schweinehund zu kämpfen hatte, hob am Mittwochabend auch sie den Arm.

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Indes: Mit kleinen Belohnungen ist auch der Schweinehund zu bekämpfen. „Ich gönne mir manchmal einen Mittagsschlaf“, verriet etwa die Spitzenathletin Schleifer, ehe sie ergänzte: „Aber in aller Regel ist schon das Laufen an sich Belohnung für mich.“ Deshalb starte sie manchmal auch in der Mittagspause zusammen mit ihren Kollegen zur Laufrunde. Doch auch für die Zuhörer ohne Dusche in der Firma hatte Schleifer wertvolle Tipps parat: „Nicht zu schnell anfangen, nicht zu viel wollen und auf den Körper hören.“

Auch, dass Kompressionssocken inzwischen in Läuferkreisen weit verbreitet sind, verriet sie – und war sich damit mit Dr. Thomas Ambacher einig: „Sie verbessern die Durchblutung“, erklärte der Sportmediziner der Arcus Sportklinik. Gerade wenn man lange stehe oder sitze, könnten sie sinnvoll sein. Dass er – nach anfänglichen Zweifeln – inzwischen selbst solche Strümpfe trägt, bewies Ambacher den Besuchern: Schnell hatte er sein Hosenbein hochgekrempelt und zeigte, dass er auch während seines Vortrags auf diese Hilfsmittel setzte.

Im Vordergrund stand aber auch bei seinen Beiträgen über Überlastungsbeschwerden und den richtigen Laufschuh die Hilfe für die anderen Läufer. „Sie sollten nicht versuchen, in einem Jahr laufend die Welt zu erobern“, warnte er vor übertriebenem Eifer und davor, Schmerzen zu ignorieren. Bei vielen Verletzungen müsse man gar nicht gänzlich auf Sport verzichten. So sei oftmals „Alternativsport wie Radfahren, Schwimmen oder Aquajogging ein großes Thema“.

Sowohl mit seinem Plädoyer für den Sport als auch mit nackten wissenschaftlichen Zahlen beeindruckte Ambachers Kollege Dr. Walter Schüler die Zuhörer. So zeigte er mittels einer Studie, dass die Todesrate bei Läufern geringer ist als bei Nichtläufern.

Daran änderten auch tragische Todesfälle nichts, die gerade Laufeinsteiger immer wieder verunsichern. So war am Sonntag beim Stuttgarter Halbmarathon ein 24-Jähriger nach dem Zieleinlauf gestorben. Welche Gefahr Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit sich bringen, betonte zwar auch Schüler. Doch zugleich richtete er eine positive Botschaft an die Läufer im Plenum: „Ich will ihnen keine Angst machen, sondern Sie zum Training motivieren.“ Ohnehin könnten viele Probleme durch Vorsorgeuntersuchungen vermieden werden. Die damit verbundenen Kosten relativierte der Medizinier: „Denken Sie daran: Für Ihr Auto würden Sie es auch machen.“

Wasser statt Zaubertrank

Was für den Wagen der Sprit ist, ist für den Läufer die Ernährung. Doch „einen Zaubertrank, der das Training ersetzt, kann ich nicht bieten“, sagte anschließend Simone Mühling augenzwinkernd. Die Ernährungsberaterin der Krankenkasse AOK konnte aber etwas anderes versprechen: Mit der richtigen Ernährung können Sie sich fit halten und die sportliche Aktivität unterstützen.“ Besonders wichtig sei dabei, genügend zu trinken: „Greifen Sie nicht erst dann zur Wasserflasche, wenn Sie Durst bekommen“, riet Mühling.

Mit einer kleinen Beispielrechnung führte sie zudem vor, wie schnell der Energieverbrauch überschätzt werde: „Wenn Sie 70 Kilogramm wiegen und 45 Minuten lang mit acht Stundenkilometern laufen, verbrauchen Sie 428 Kilokalorien“, rechnete Sie vor. „Mit zwei Scheiben Vollkornbrot mit Butter und Käse haben Sie das aber schnell wieder drin.“

Autor: Simon Walter
Erschienen auf: http://www.pz-news.de/sport_artikel,-Laufsymposium-im-PZ-Forum-Kampf-dem-inneren-Schweinehund-_dossier,-PZ-Laufsymposium-_arid,425727_dossierid,119.html